Aktiv & Vital KW 19/24

Unsere Heimat ist reich an wahren und sagenhaften Geschichten. Manche erzählen von glücklichen Begebenheiten, andere von großen Unglücken oder auch von Gelübden. Heute haben wir eine Räubergeschichte für Sie ausgesucht. Es geht diesmal nicht um den bekannten Schinnerhannes, der ja auch hier bei uns sein Unwesen getrieben hat. Wir berichten von Johann Martin Denzer, der wahrscheinlich vielen kein Begriff ist. Da die Geschichte etwas länger ist, werden wir sie in zwei Teilen erzählen.

Johann Martin Denzer – der Räuber und Bubendieb vom Stumpfwald

Die Geschichte spielt während der Zeit, als die französischen Revolutionsheere die Pfalz besetzt hielten. Der „Held“ der wahren Geschichte hieß Johann Martin, 1775 als uneheliches Kind in der Nähe von Pirmasens geboren, bekam er durch seinen Stiefvater, einem Schuhmacher, den Namen Denzer.

Noch vor Ausbruch der Revolution war er als Soldat in ein Linienregiment des Herzogs von Zweibrücken gesteckt worden, folgte dann den preußischen Heeren als Marketender, zog ins Elsaß, verdingte sich als Knecht und heiratete da. Inzwischen an das unstete Leben gewöhnt, verließ er bald seine Familie und trieb sich als Landstreicher umher. Seinen Lebensunterhalt „verdiente“ er sich mit Pferdediebstählen und Betrügereien. Ermutigt durch einen gewissen Erfolg, fühlte er sich zum Räuberhauptmann berufen. Als Standort wählte der Tagedieb die dichten Wälder des Stumpfwaldes, wo noch heute im Höllental die Räuberhöhle zu finden ist.

Von dort aus durchstreifte er die Gegend, stahl auch weiterhin Pferde und erzwang mit der Drohung Brände zu legen hohe Summen. So schrieb er im Jahre 1798 der Gemeinde Wattenheim einen Brandbrief, verlangte darin Geld, das an einem bestimmten Ort hinterlegt werden musste. Im Weigerungsfalle drohte er das ganze Dorf abzubrennen. Zur Verstärkung seiner Drohung zündete er sofort eine Scheune an. Das gleiche tat er auch in Alsenborn. Den reichen Bauern in der Umgebung schrieb er ebenfalls solche Drohbriefe, wurde nicht gezahlt steckte er ihre Höfe in Brand.

Es wurden Schutzmannschaften aufgestellt, Suchtrupps ausgeschickt, da er aber meistens allein „arbeitete“, bekam man ihn nicht zu fassen. Erst als er steckbrieflich gesucht wurde, war er eine Zeitlang aus der Gegend verschwunden. 1799 endlich wurde er gefangen und ins Gefängnis in Zweibrücken eingeliefert, konnte aber fliehen. Einige Zeit trieb er sich in der Westpfalz umher, ja sogar an der Mosel wurde er gesehen. Wiederholt festgenommen, entkam er jedoch wieder. Bald sagten ihm die Leute übersinnliche Fähigkeiten nach und lebten in Angst und Schrecken, niemand war vor ihm sicher.

Beschrieben wurde der Räuber als kleiner, magerer, schwarzhaariger Mann mit bleichen Zügen und feuersprühenden Augen. Bekleidet war er mit einem dunkelblauen Rock, himmelblauer Weste mit gelben Husarenknöpfen, lederner Hose und einem „Dreispitz“, einem dreieckigem Hut.

Fortsetzung nächste Woche